Ursula Federli

Künstlerinnenporträt für Tageszeitung «Der Rheintaler»

Keramik neu verformt

Die Künstlerin Ursula Federli-Frick aus Altstätten formt aus Ton Blüten, mit Zähnen oder Nägeln besetzte Vasen oder Embryos. Und entfernt sich mit diesen eigenwilligen, wundersamen Werken weit weg vom herkömmlichen Bild der Gebrauchskeramik.

Cécile Alge, Oberriet

Ursula Federli-Frick ist eine zarte, blonde Frau mit schmalen Händen. Auffallend schmal für eine Kunsthandwerkerin, die manuell schwere Tonskulpturen gestaltet. Auffallend ist auch ihre Bescheidenheit, wenn sie von sich und ihrer Arbeit spricht. Die gebürtige Liechtensteinerin, in Altstätten wohnhafte Künstlerin tut dies zögerlich, ja fast zurückhaltend. Sie exponiert sich nicht gern, überlegt, bevor sie etwas sagt und man spürt, dass sie sich auch immer wieder kritisch mit ihrem Werk auseinandersetzt. Das macht sie sympathisch. Denn eigentlich darf sie stolz sein auf sich und ihr Können. Die 45-Jährige ist in unserer Region nämlich die einzige Künstlerin, die Keramik auf so neue Art verformt.

Experimenteller Umgang

Stets ausgehend von der Grundmasse Ton, modelliert sie Werke, in denen sie ihre Experimentierfreudigkeit mit Form, Material und Brenntechnik auslebt. Sie staucht, spritzt oder baut den Ton auf und sie streicht und wölbt ihn mit der Daumentechnik. Beim Brennen beherrscht sie den Schmauchbrand genauso wie das Raku-Brennen und manchmal schiebt sie ihre Werke auch kurzerhand in ihren Kachelofen, um spezielle Optiken zu erzeugen. Ob Totenköpfe, riesige Blüten- und Schotengefässe oder mit Zähnen besetzte Vasen – ihnen gemeinsam ist das zentrale Thema der Verformung. Denn die Künstlerin will nicht nur das herkömmliche Bild der Keramik neu definieren, sondern auch die ursprünglichen Themen dieser Kunst neu interpretieren oder eben: verformen. Dabei entstehen spannende Kontroversen.

Überdimensionale Flacons

„Am Beispiel der überdimensionalen Parfum-Flacons kommt die Verformung optimal zur Geltung“, erklärt die Keramikerin. Denn der Sinn eines Flacons sei ja, dass es den Wert seines Inhalts ausdrückt, dass es gefällt, auffällt und beeindruckt. Von diesem „Fläschchen“ werde also viel abverlangt. Und wenn dann dieses nicht wie üblich filigran aus Glas, Metall oder Kunststoff gefertigt ist, sondern mit Augenmass und von Hand aus einem elementaren Werkstoff wie Ton geformt wurde, ist der Kontrast perfekt. Und beeindruckend das Resultat.

Kartoffeln mit kritischem Blick

Ursula Federli-Frick setzt mit dem einfachen Werkstoff Ton gerne topaktuelle Themen um. „Was dabei herauskommt, überrascht, ja befremdet mitunter sogar – manchmal auch mich“, sagt sie schmunzelnd. „Obschon, provozieren will ich nicht.“ Und so wird in ihren Händen das Kultobjekt iPod plötzlich zum „iPodato“ geknetet – einer Kartoffel mit Auge, die dem verunsicherten Betrachter einen (be)stechenden Blick zurückwirft. Damit spiegelt sie zwar augenzwinkernd die Errungenschaften unserer Zeit, fordert aber gleichzeitig zur kritischen Auseinandersetzung damit auf. Denn Blicke sagen bekanntlich ja mehr als tausend Worte – auch wenn sie in diesem Fall von einer „Kartoffel“ stammen. Und dann ist da noch der vergoldete Embryo, der die „Krönung der Schöpfung“ verkörpern soll und den die Künstlerin nach einem 3-D-Modell geschaffen hat. Das Lebewesen in seiner frühen Form der Entwicklung fasziniert die Menschheit gleichermassen wie das Urmaterial Gold – in der Forschung, in der Wissenschaft, in der Medizin, aber auch in der Kunst. Im aussergewöhnlichen Werk „Krönung der Schöpfung“ wird der Embryo und das Gold formschön und kunstvoll vereint.

Mit ihren eigenwilligen, wundersamen Werken hat Ursula Federli-Frick eine Ausdrucksform gefunden, die auf dem soliden Handwerk ihres erlernten Berufes als Töpferin basiert, sich aber weit weg vom herkömmlichen Bild der Gebrauchskeramik entfernt hat. Und sehr wohl in einem Nischenbereich der Kunst angesiedelt werden kann.

 

Zur Person

Ursula Federli-Frick, geboren am 24. 9.1966, lebt und arbeitet in Altstätten SG, CH. Ausbildung als Töpferin in Nendeln. Sie widmete sich jahrelang dem Theater, dem Tanz, der Fotografie und bereiste viele Länder. Einzelausstellungen: im November 2011 in Widnau, im Juni in Schaan. www.uff-keramik.com