Karin Sieber-Graf

schlüsselbrett.ch – per Zufall zum Erfolg

Karin Sieber-Graf aus Widnau machte sich vor zwei Jahren selbständig und feiert seither mit ihrer Erfindung wunderbare Erfolge. Bereits im 2015 wurde schlüsselbrett.ch mit dem internationalen Red Dot Design Award ausgezeichnet. Jetzt ist das praktische, stilvolle und multifunktionale Accessoire für den German Design Award 2017 nominiert.

Cécile Alge

Widnau. schlüsselbrett.ch von Karin Sieber-Graf ist ein perfektes Beispiel eines Start-up-Unternehmens. Eines, bei dem eine Frau eine gute Idee hatte, diese im «stillen Kämmerlein» weiterentwickelt hat und dann mit einem ausgeklügelten, innovativen Produkt auf den Markt kam. Und grosses Echo auslöste. Seither erobern die schlichten, stilvollen Steckleisten für Schlüssel (und mehr) Haushalte und Büros und wurden mit unzähligen Berichten in Wohn- und Fachzeitschriften erwähnt. Im letzten Jahr erhielt Karin Sieber-Graf sogar den internationalen Red Dot Design Award. Und nun wurde ihr Schlüsselbrett für den German Design Award 2017 nominiert.

Etwas Besonderes

«Nie im Leben hätte ich mit einem solchen Erfolg gerechnet», sagt Karin Sieber-Graf. Die sympathische Widnauerin erzählt, wie die Geschichte ihrer Einfrau-Unternehmung eigentlich schon vor 16 Jahren begann, danach aber lange Zeit vor sich hinschlummerte. Damals suchte sie nach einem optimalen Aufbewahrungsort für ihre Schlüssel. «Ich wollte kein gewöhnliches Brett mit Haken, sondern etwas Besonderes, das gut in unser modernes Haus passt.» In der Werkstatt der Schwester experimentierte sie mit einem Aluminiumprofil und Filz. Dabei entstand ihr erstes Schlüsselbrett. «Das war die Geburtsstunde meines jetzigen Unternehmens, nur ahnte ich damals noch nichts davon», blickt die 39-jährige zurück. Ihr stylisches Brett stiess bei Besuchern, Verwandten und Bekannten immer wieder auf Bewunderung, und es gingen auch Bestellungen ein. Doch Karin Sieber fehlte die Zeit für die Produktion. Viel lieber nutzte sie diese für ihre Familie, Hund, Haus und Garten. «Ich suchte auch gar nicht nach einer zusätzlichen Beschäftigung, ich war zufrieden mit meinem Leben, wie es war», erzählt die erfolgreiche Firmeninhaberin.

Unbeschwerter Start

Doch ihre Buben wurden grösser und selbständiger. «Ich hatte plötzlich Zeit. Und diese wollte ich am liebsten für etwas Sinnvolles nutzen.» Zuerst dachte sie an den beruflichen Wiedereinstieg. Doch der stellte sich für die gelernte Papeteristin als schwierig heraus, denn die letzte Anstellung lag über zehn Jahre zurück. «Ich begann an meinem Schlüsselbrett herumzustudieren und spürte, dass die Zeit reif war, das Produkt zu perfektionieren und auf den Markt zu bringen», erzählt die 39-Jährige. Was für sie auch den Gang in die Selbständigkeit bedeutete. «Aber ich hatte keine Ahnung, wie das geht. Ich war diesbezüglich ziemlich naiv.» Unbeschwert würde es wohl besser treffen. Und vielleicht war es genau diese Unbeschwertheit, die ihr zum heutigen Erfolg verholfen hat. Denn es gab keinen Druck und keine Investoren, die volle Auftragsbücher wollten und auf Gewinn warteten. Vielmehr stand die Freude am eigenen Produkt im Zentrum des Vorhabens. Sechs Monate dauerten die Vorbereitungen mit Produkteentwicklung, Lieferantensuche, Designschutzeintrag und Sortimentsbestimmung – im 2014 war es dann soweit.

Immer am Lernen

Karin Sieber-Graf startete ihr Abenteuer mit der eigenen Firma schlüsselbrett.ch. Seither lernt sie ununterbrochen dazu, denn in ihrem Start-up-Unternehmen ist sie Allrounderin: «Ich bin Designerin der Schlüsselbretter und der Website, Marketing-Frau, Buchhalterin, Verkäuferin und ich stehe auch selber an der Werkbank. All diese unterschiedlichen Tätigkeiten zu verbinden, ist eine wertvolle Erfahrung. Ich schätze das sehr. Gleichzeitig ist es eine ständige Entwicklung und Weiterbildung», hält die Widnauerin fest.

Küche, Bad, Deko

Entwicklung ist auch bei ihren Produkten immer ein Thema. Die stilvollen, praktischen Schlüsselbretter gibt es mittlerweile in verschiedensten Ausführungen. Zu haben sind 300 unterschiedliche Leisten, 10 Zubehörartikel und dies alles in einer Farbpalette, die keine Wünsche offen lassen. Dazu gehören zum Beispiel eine Glasablage fürs Natel, Bügel für Schals, Reagenzgläser für Blumen oder Duftstäbe sowie Ringe für Brillen. Der neueste Clou: ein eigens hergestellter Schuhlöffel. Auf diese Weise wuchs das Schlüsselbrett weit über seine ursprüngliche Funktion hinaus und findet mittlerweile in Küchen oder Bädern sowie als Dekorationsobjekt überall Einsatz.

Made in Rheintal

Bei der Produktion legt die Unternehmerin übrigens Wert darauf, dass sie ihre Bauteile von Rheintaler Firmen bezieht. Die Nähe zu den Lieferanten vereinfacht den ganzen Produktionsprozess und ist gleichzeitig ein Bekenntnis zum lokalen Gewerbe. So sind die Schlüsselbretter also ein  Schweizer Designprodukt – made in Rheintal.

Soziales Denken

Seit der Firmengründung vor zwei Jahren hat sich bei Karin Sieber-Graf wie gesagt enorm viel ergeben und getan. Dazu gehört der Gewinn des internationalen Red Dot Design Award im 2015, nun wurde das Schlüsselbrett für den German Design Award 2017 nominiert. Der Sprung aufs internationale Parkett steht denn auch auf der Prioritätenliste ihres Start-up-Unternehmens. Und wenn die Entwicklung so weitergeht, darf die 39-jährige Firmenbesitzerin goldigen Zeiten entgegenblicken. «Ich bin so dankbar und freue mich enorm über den Erfolg. Und weil es das Leben so gut meint mit mir, möchte ich den Gewinn nicht nur in meine Firma reinvestieren, sondern auch in soziale Projekte wie zum Beispiel die Traumdoktoren und die Mutperlen.ch. Denn es war mir schon immer ein Anliegen, Menschen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.»

Mehr Infos unter www.schlüsselbrett.ch

 

 

Winner „Special Mention“

Der German Design Award zeichnet innovative Produkte und Projekte, ihre Hersteller und Gestalter aus, die in der deutschen und internationalen Designlandschaft wegweisend sind. Dies garantiert die hochkarätig besetzte, internationale Jury. Der German Design Award entdeckt und präsentiert einzigartige Gestaltungstrends: ein Wettbewerb, der die designorientierte Wirtschaft voranbringt. www.german-design-award.com